Hohe Gewinne mit geringem Einsatz: Contracts for Differences (CFDs) ermöglichen dies. Die Differenzkontrakte bieten interessante Optionen, sind aber hoch spekulativ. Mit CFDs kann man auch auf Einzelwerte mit Hebel wetten.
Der Markt für Differenzkontrakte, Contracts for Differences (CFDs) genannt, hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Dennoch ist der Anteil von CFDs am Gesamtvolumen der globalen Derivatemärkte immer noch gering. “Obwohl wir in den vergangenen zwölf Monaten um rund 60 Prozent gewachsen sind und uns in der Krise bewährt haben, dürfte der Marktanteil von CFDs in Europa derzeit noch immer nur bei rund 1,5 Prozent liegen”, sagt Michael Lippa, Deutschland-Chef des britischen Anbieters IG Markets Ltd. Gerade deshalb sieht Lippa allerdings für diesen Markt noch eine Menge Aufholpotenzial.
CFD / Differenzkontrakte: Was genau ist das? Wann kommen diese Differenzkontrakte zum Einsatz, wie kann man denn mit sowas Gewinn machen?
Bei CFD / Differenzkontrakten handelt es sich um laufzeitunabhängige Papiere ohne Haltedauer und Fälligkeit die vor allen Dingen bei Optionen und Optionsscheinen zum Einsatz kommen, aber auch bei anderen Anlagen und Investments. Mit Differenzkontrakten wird vor allen Dingen auf eine Hebelwirkung gezielt, also auf eine Kursänderung des Basiswertes des jeweiligen Investments, daher auch Differenz. Man muss hier zu den eigentlichen Wert nicht erwerben, jedoch bietet es sich oft an wennman ohnehin auf eine Kursänderung spekuliert.
Gerade bei Optionen versucht man hier mit seinen Gewinn zu steigern da die Hebelwirkung bei Optionen normalerweise sehr gering ist. In der Zeit kommen Differenzkontrakte auch mehr und mehr als Anlageprodukte bei Privatanlegern in Mode.
CFD / Differenzkontrakte sind sehr spekulativ, da man hier überproportionale Aufwärts- und Abwärtsbewegung des Kurses teilnimmt. Ist der Hebel eines Differenzkontrakte es beispielsweise bei 20:1 angesetzt steigt der Wert des Differenzkontraktes um 20 Punkte bei ein Kursanstieg des Basiswertes um einen Punkt. Das gleiche gilt jedoch auch wenn der Basiswert einen Punkt verliert, dann fällt der Differenzkontrakte um 20 Punkte. Man kann hier also sehr große Gewinne aber auch sehr große Verluste einfahren.
Vor allen Dingen wenn der Basiswert stark fallen sollte und wenn keine untere Grenze gesetzt wurde an der das Papier glattgestellt werden soll ergeben sich große Risiken durch die Nachschussverpflichtung, d. Wenn der Basiswert unter den Startwert fällt muss Geld nachgeschossen werden, diese Verpflichtung ergibt sich aus den Margins (Sicherheitsleistungen) die grundsätzlich erfüllt sein müssen wenn man diese Papiere kaufen möchte.
Die Glattstellung bedeutet, dass das Papier bei einem zu großen Verlust automatisch verkauft wird, so dass nicht mehr Geld verloren werden kann als investiert wurde – in der Regel immer dann wenn die Margin theoretisch fast aufgezehrt wurde. Die Nachschlussverpflichtung verhindert genau dies, so dass man auch rein theoretisch größere Mengen Geld verlieren kann als investiert wurde.
Um bei dem 20:1 Beispiel zu bleiben: sollte der Basiswert hier um ein Euro nach unten gehen, müssen 20 € nachgeschossen werden. Sollte der Hebel sehr groß ausfallen und der Basiswert stark fallen kann man hier sehr schnell Geld verlieren: beispielsweise ein Hebel von 100:1 und ein Verlust des Basiswertes von 10 Punkten würde einen Verlust von 1000 € bedeuten.
In der Regel betragen gegenüber Differenzkontrakte zwischen 5:1 bis 100:1, wobei der Hebel ungefähr auch das mögliche Risiko eines Verlustes / Gewinnes ausdrückt.
CFD / Differenzkontrakte sind außerdem nicht von der Abgeltungssteuer in Höhe von 25 %, sowie vom Solidaritätszuschlag und eventuell der Kirchensteuer (wenn man Mitglied der Kirche ist) befreit. Auch kann hier das Halbeinkünfteverfahren nicht angewendet werden.
P.S.: Differenzkontrakte die nicht bei Optionen/Optionsscheinen zum Tragen kommen wären übrigens die FFDs (Future for Difference) wie auch Rohstoffe, Indize und Aktien einbeziehen. FFDs unterscheiden sich jedoch durch einen Bezug zur Laufzeit und zu Kontraktgröße von den CFDs.
Kleiner Spread, großer Hebel
Nicht nur die einfache Handhabbarkeit der Derivate macht einen Einstieg die Welt der CFDs leicht, auch der geringe Kapitaleinsatz ist verführerisch: Ein CFD auf den Dax mit einem 20fachen Hebel erfordert gerade einmal einen Einsatz von 350 Euro. Steigt der Dax um ein Prozent von 7.000 auf 7.070 Punkte klettert der Wert des CFDs um 20 Prozent auf 420 Euro. Hebelgrößen zwischen zehn und 100 haben die rund ein Dutzend CFD-Anbieter auf dem deutschen Markt im Angebot. Im vorliegenden Beispiel würde ein 100facher Hebel den Kauf von fünf Dax-CFDs ermöglichen. Ein Anstieg des Basiswertes um ein Prozent würde den Einsatz dann von 350 auf 700 Euro verdoppeln.
Hauptgeschäft entfällt auf Indizes
Rund 85 Prozent des CFD-Geschäfts werde derzeit mit privaten Investoren abgewickelt, der Rest mit institutionellen Investoren wie etwa Vermögensverwaltern. CFDs beziehen sich auf fast alle Anlageklassen, beim Großteil des Geschäfts seien aber Aktienindizes die Basiswerte. “Bei uns machen Indizes in etwa 60 Prozent des Gesamtgeschäfts aus”, berichtet Lippa. Auf Devisen würden etwas mehr als 25 Prozent und auf Aktien rund 10 Prozent entfallen. Bei Rohstoffen stecke das Geschäft noch in den Anfängen.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Anlagegeschäften muss der Anleger bei Eröffnung einer CFD-Position nicht den gesamten Gegenwert der Transaktion einzahlen, sondern nur eine so genannte Sicherheitseinlage, die Margin. Sie liegt meist bei fünf Prozent. Der Anleger spekuliert also faktisch auf Kredit und hebelt sein Investment, weil er mit einem geringen Einsatz eine Gesamtposition bewegt, die den 20-fachen Gegenwert aufweist. Geht seine Spekulation nicht auf, droht daher rasch der Totalverlust. Unter diesem Aspekt ist ein gutes Risikomanagement erforderlich – zum Beispiel durch das Setzen von Stopp-Marken, bei denen die Position automatisch geschlossen wird.
Zudem hält kaum ein Anleger seine CFD-Position über Nacht aufrecht, obwohl diese Kontrakte im Gegensatz etwa zu Optionen und Optionsscheinen keine feste Laufzeit haben.
CFDs gelten zwar als spekulativ, sind allerdings für Anleger mit ausreichendem Fachwissen auch strategisch einsetzbar. Denn mit ihnen kann der Anleger sowohl auf steigende wie auch auf fallende Kurse setzen. Dabei ist der spekulative Charakter dieser Instrumente auch daran zu erkennen, dass der Anleger unter Umständen laufend weitere Sicherheitszahlungen leisten muss.
Der Gewinn beziehungsweise Verlust eines CFD-Kontrakts errechnet sich aus der Differenz zwischen dem Wert, den die Position bei der Eröffnung hat, und dem, den sie bei ihrer Schließung aufweist. Da CFDs theoretisch unbegrenzt laufen, kann der Anleger frei wählen, wann er seine Position wieder schließt.
Hebelprodukte wie CFDs bieten also die Möglichkeit, das Investmentkapital äußerst effektiv einzusetzen – wenn sich der Anleger der Risiken bewusst ist. Der Markt für diese Differenzkontrakte existiert seit Anfang der 90er Jahre. Seine Geburtsstunde schlug in London. Dort nutzten professionelle Händler diese Methode, um ihre an der Börse eingegangenen Aktienpositionen abzusichern. Die Transaktionen werden in der Regel auf elektronischen Handelsplattformen im Freiverkehr abgeschlossen.
Mittlerweile ist der Handel besser organisiert. So kooperiert zum Beispiel seit dem Frühjahr 2009 die FX Bank Direkt, einer der inzwischen zahlreichen CFD-Anbieter, mit der Münchner Börse. Auf der dortigen Contrex-Handelsplattform werden CFDs seither in einem börslichen Umfeld überwacht und abgewickelt. “Wir glauben allerdings, dass ein CFD im Prinzip kein für den Börsenhandel geeignetes Produkt ist, weil es sich ja nicht um standardisierte Kontrakte handelt und die Börse selbst praktisch als eine Art Freimakler aktiv ist”, sagt Lippa. Der Experte glaubt, dass die Einbindung in ein börsliches Umfeld vor allem der Image-Pflege dient.
Transaktionskosten bei Aktien-CFDs
Weitere Kosten fallen beim CFD-Handel außerdem in zweierlei Hinsicht an: Die Mehrzahl der CFD-Anbieter verlangt eine Kommission für jeden Aktien-CFD-Trade. Sie liegt in der Regel bei 0,05 bis 0,1 Prozent des Kontraktpreises, zumeist wird eine Mindestgebühr in der Größenordnung zwischen acht und zehn Euro erhoben. Der Handel von CFDs auf Indizes, Rohstoffen und Devisen kann zumeist kommissionsfrei betrieben werden.
Finanzierungskosten läppern sich
Bei fast allen CFDs aller Anbieter schlägt aber ein weiterer Kostenfaktor zu. Da mit den Kontrakten der Gegenwert großer Summen bewegt wird, müssen diese Beträge “finanziert” werden, genau wie ein kurzfristiger Kredit, den der Broker seinem Kunden gewährt. Die “Finanzierungskosten” sind also nichts anderes als Kreditzinsen, die für die Haltedauer einer Position in Rechnung gestellt werden. Wer also mit einem Dax-CFD bei 500 Euro Einsatz in einer “Long-Position” und einem 50fachen Hebel 25.000 Euro bewegt, zahlt bei einem Zinssatz von vier Prozent pro Jahr knapp drei Euro pro Tag.
Der Zins fällt bei einer “Short-Position”, wenn der Anleger also auf einen fallenden Index setzt deutlich geringer aus. Beim derzeitig niedrigen Zinsniveau, kann sich sogar ein kleines Guthaben bilden.
Börsenhandel liegt auf Eis
Dass der Börsenhandel von CFDs offensichtlich nicht der Weisheit letzter Schluss ist, meint auch die Stuttgarter Börse. Sie hat Mitte vergangenen Jahres beschlossen, die geplante Handelsplattform für diese Produkte zunächst auf Eis zu legen. Im aktuellen regulatorischen Umfeld sei es sehr schwierig, neue Projekte in derartig großen Dimensionen umzusetzen, hieß es aus der baden-württembergischen Hauptstadt.
In der Schwabenmetropole hatte man neben der Einrichtung einer zentralen Clearingstelle geplant, ein offenes Orderbuch einzuführen, in das mehrere Market Maker laufend CFD-Kurse stellen sollten. Bisher stellt auf den unterschiedlichen Plattformen meist nur ein Market Maker Handelspreise.
Die schlichte Gestalt der CFDs, ihre schnelle Handelbarkeit und die geringen Kosten bei Transaktionen dürften den weiteren Siegeszug der Produkte aber dennoch garantieren.